Kinderfußball

Ansprechperson

Henning Graw
Bereichsleitung Spielbetrieb | Schwerpunkte Passstelle, Kinder- & Jugendfußball und Spielordnung

Neue Teams – größere Chancen!

Mehr Begeisterung. Mehr Ballkontakte. Mehr Erfolgserlebnisse. Mehr Kreativität. Dazu eine breitere Basis für die Zukunft.

Die neuen Spielformen im Kinderfußball verfolgen große Ziele. Zwei Jahre lang sind sie in den 21 Landesverbänden des Deutschen Fußball-Bundes in Pilotprojekten getestet worden, ab Sommer 2024 werden die Spielformen verbindlich und lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote bundesweit als feste Formate in der G-, F- und E-Jugend ab. So haben es die Vertreter*innen der Landes- und Regionalverbände beim DFB-Bundesjugendtag auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen im Amateurbereich beschlossen, so hat es der DFB-Bundestag 2022 anschließend offiziell bestätigt.

Vieles im Kinderfußball wird damit kleiner, angefangen vom Spielfeld über die Mannschaftsgrößen bis hin zu den Toren. Größer werden für jede Spielerin und jeden Spieler die Chancen – auf Ballaktionen, Einsatzzeiten, persönliche Beteiligung, erzielte Tore, besondere Momente, Spaß, Freude. Die Revolution des Kinderfußballs stellt das Spiel und das Kind in den Mittelpunkt, es bringt den Bolzplatz von früher auf die Sportanlagen und in die Vereine von heute.

„Das Angebot wird mit den neuen Spielformen kindgerechter“, betont Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure: „Wir müssen wie Kinder denken, nicht wie Erwachsene. Nur Kids, die Spaß und Freude am Spiel entwickeln, werden dem Fußball erhalten bleiben. Die Reform soll den gesamten Fußball und die Nachwuchsarbeit an der Basis langfristig stärken.“

In der G-Jugend wird nun im Drei-gegen-Drei auf vier Minitore gespielt. In der F-Jugend wird ebenfalls das Drei-gegen-Drei empfohlen, alternativ ist ein Vier-gegen-Vier oder Fünf-gegen-Fünf möglich. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass künftig erst ab der E-Jugend mit Torhüter*innen gespielt werden kann. Richtig ist stattdessen: Beim Fünf-gegen-Fünf erfolgt in der F-Jugend bereits der Einsatz von Kleinfeldtoren und Torhüter*innen. In der E-Jugend wird dann zum Fünf-gegen-Fünf bis maximal Sieben-gegen-Sieben (Im SHFV wird im Spielbetrieb das 6+1 oder 4+1 gespielt, so wie es die Kreisfußallverbände bereits tun) übergegangen. In dieser Altersklasse erfolgt der feste Übergang zu Kleinfeldtoren und Torhüter*innen.

Die Erfahrungen in der gelebten Praxis der Pilotphase sind positiv. Wissenschaftliche Arbeiten bestätigen, dass es zu mehr Ballkontakten, mehr Torschüssen und mehr Toren als im traditionellen Kinderfußball kommt. Durch den permanenten Wechsel aus Angriffs- und Abwehraktionen sind die Spieler*innen ständig in Aktion und ins Spiel eingebunden. Dies fördert den Spaß für alle und soll die Bindung zum Fußball nachhaltig steigern.

Um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken, wird in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde ausgetragen. Stattdessen sind Spielenachmittage und Festivals mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen. Integriert in die Spielformen ist ein Rotationsprinzip mit festen Wechseln der Spieler*innen, um allen Kindern Einsatzzeiten zu ermöglichen.

Die veränderten Spielformen fördern die Selbstständigkeit der Spieler*innen und minimieren das Coachen durch die Trainer*innen sowie die Einflussnahme der Eltern auf das Nötigste. Es sind keine Schiedsrichter*innen im Einsatz, die Spieler*innen entscheiden selbst. Die Trainer*innen haben weiterhin eine Schlüsselrolle, aber weniger als Coach, mehr als Spielbegleiter*innen, welche dem Nachwuchs den bestmöglichen Raum zur spielerischen Entfaltung geben. Die Kinder lernen, verstärkt eigene Lösungen zu finden. Der neue Modus bringt mit sich, dass mehr Spiele verloren und gewonnen werden, so dass Kinder den Umgang mit Siegen und Niederlagen noch besser erlernen.

Die neuen Wettbewerbsformen sorgen darüber hinaus dafür, dass Kopfbälle nahezu ausgeschlossen werden. Die Spielfeldgröße ist deutlich kleiner, Einwurf und Abstoß werden durch das Eindribbeln ersetzt, ein Abschlag durch den Torwart findet kaum statt. Somit geht der deutsche Fußball altersgerecht mit dem Kopfballspiel im jungen Alter um, ohne Verbote oder Reglementierungen vorgeben zu müssen, wie es zum Teil andere Nationalverbände praktizieren.

Seit die ersten Landesverbände sich vor wenigen Jahren aufmachten, die neuen Spielformen intensiv zu testen, haben sich viele anfängliche Widerstände aufgelöst. Manche Vorbehalte gibt es noch immer. Ist das überhaupt richtiger Fußball? Wieso keine größeren Tore? Ist das nicht schlecht für die Torhüter*innenausbildung?

Es sind Fragen, die vor allem Erwachsene stellen. Und: Skepsis wird meist von denjenigen geäußert, die mit ihren Teams noch kein Kinderfußballfestival live erlebt haben. „Es ist an uns Verbänden, weiter Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Hermann Winkler, zuständiger DFB-Vizepräsident für den Jugendfußball: „Vor allem organisatorisch muss sich für die Vereine vieles erst einschleifen. Auch hier ist es unsere Aufgabe, bestmöglich zu beraten und zu unterstützen.“

Eine Umfrage im Amateurfußball-Barometer hatte zu Beginn des Jahres die Wichtigkeit der Ziele, die die Reform des Kinderfußballs verfolgt, noch einmal unterstrichen. Den Wunsch, dass Kinder möglichst viel Spaß am Spiel haben sollen, teilten nahezu alle der rund 5.200 befragten Personen aus dem Amateurfußball. Mehr als 99 Prozent von ihnen halten dies für wichtig oder sehr wichtig. Ähnlich stark gewichtet wurden die Vorhaben, dass Kinder Fairplay erleben (95 Prozent), möglichst viele Ballaktionen haben (93 Prozent) und altersgerecht Fußball spielen (90 Prozent). Dass der Nachwuchs durch Zwischenrufe der Eltern weniger gestört werden soll, bezeichneten 89 Prozent als wichtig oder sehr wichtig.